Burg Gerswalde



Für die Mark Brandenburg sind Burgen mit rechteckigem Grundriß und nur einem Eckturm charakteristisch. Eine typische märkische Burg stellt somit die Burg Gerswalde in der Uckermark dar. Die Anlage ist auf einem etwa 4 Meter hohen Hügel angelegt, früher reichte von drei Seiten ein See bis an den Hügel heran. Der Grundriß der Anlage ist viereckig mit etwa 30 Meter Kantenlänge. In der nordöstlichen Ecke steht ein Bergfried von knapp 10 Metern Durchmesser und 8 Metern Höhe bei einer Mauerstärke von etwa 3 Metern, der durch seine weit aus der Mauer herausragenden Position das nördliche Burgtor flankierte. An der westlichen Ringmauer befand sich das Hauptgebäude der Burg. Zwei Tonnengewölbe überdeckten zwei Kellerräume, darüber, deutlich über dem Niveau des Burghofes, befand sich eine gotische Halle, der Repräsentationssaal, Dieser Saal war durch eine Freitreppe erreichbar. Über dieser Hofstube befanden sich Wohnräume. Bei der Ringmauer wurde die Schalenmauertechnik verwendet mit Innen- und Außenschale aus Ziegelstein, die Füllung bestand aus Feldsteinen und Ziegelbruch. Als Fundament dienten bearbeitete Feldsteine.

Der Baubeginn wird im 13. Jahrhundert vermutet (Ersterwähnung 1256), vermutlich basiert das Feldsteingebäude auf diesem ältesten Teil. Denn ursprünglich wurde die Anlage nur als Festes Haus bezeichnet (dat hus to Girswold), erst ab 1373 dann als Burg und Stadt (Gyhrswalde castrum et oppidum). Gerswalde befand sich im 13. Jahrhundert in askanischem Besitz. Zwischen 1271 und 1311 ist der Aufenthalt mehrerer Markgrafen verbürgt. Nach dem Aussterben der Askanier versuchten Mecklenburger und Pommern sich die askanische Uckermark einzuverleiben. So belagerte und eroberte Heinrich II von Mecklenburg 1320 auch Gerswalde. Durch brandenburgische Gebietsverluste rückte Gerswalde ins Grenzgebiet zu Pommern. Dies rechtfertigte wohl den Ausbau vom Festen Haus zur Burg. So konnte Gerswalde zusammen mit Boitzenburg und Greiffenberg eine schützende Burglinie gegen Pommern bilden.

Durch brandenburgische Rückeroberungen im 15. Jahrhundert verschob sich die Grenze erneut, so daß das nun strategisch uninteressante Gerswalde stark an Bedeutung verlor. Während des 30-jährigen Krieges wurde die Burg dann 1637 zerstört und nicht oder nur teilweise wieder errichtet. Die Vorburg ist gar nicht mehr erhalten. 1847 fanden zahlreiche Umbauten aus "romantischen Erwägungen" statt, die das ursprüngliche Bild noch weiter verzerrten

Südseite, rechts die halbkreisförmige Bastion

Fenster in der südlichen Seitenwand

Aussenmauer des ehemaligen Hauptgebäudes an der Nordwestecke

Nordseite mit Bergfried

Blick über den Burghof auf das Feldsteingebäude

 

Erste Fassung: Joachim Meinicke im September 2003

 

Quellen:


Dr. Gerd Heinrich (Hrsg.); Handbuch der historischen Stätten Deutschland: Berlin Brandenburg; Stuttgart 1995; Alfred Kröner Verlag

Die Mark Brandenburg - Heft 33; Berlin 2002; Lucie Großer Edition, Marika Großer Verlag

Jo Lüdemann, Burgenführer Brandenburg, Trescher Verlag, Berlin 2001

 

 

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