Johann I und Otto III

Die minderjährigen Brüder

Der askanische Markgraf Albrecht II hatte das Land seit 1205 regiert und die Kolonisation weit vorangetrieben. Die Mark erhielt durch bäuerliche Siedlung, Städte- und Klostergründungen zunehmend ein deutsches Gepräge. 1213 wurde sein Sohn Johann I geboren, 1214/15 folgte Otto III. Albrecht verstarb 1220.

Der Erzbischof von Magdeburg, der traditionelle Rivale der Askanier, hatte zunächst die Vormundschaft über die zwei minderjährigen Markgrafen inne, ehe es ihrer Mutter Mechthild (Mathilde) 1221 gelang, die Lehnsvormundschaft mitsamt dem Angefälle (Nießbrauch der Lehnseinkünfte) durch Bezahlung einer größeren Summe auf sich zu übertragen. Mechthild regierte die Mark dann vorübergehend als Lehnsvormund ihrer zwei minderjährigen Söhne. Seit 1225 - Johann hatte das zwölfte Lebensjahr und damit die Volljährigkeit erreicht - urkundete Johann ohne seine Mutter und mit eigenem Siegel, aber stets auch im Namen seines jüngeren Bruders. Die Mutter blieb aber bis zu ihrem Tode 1255 willkommene Beraterin der beiden Brüder, ihr Verhältnis zueinander soll sehr gut gewesen sein.

1231 begingen die zwei Brüder ihre Schwertleite in Neustadt – Brandenburg. Dieses Jahr wird als offizieller Beginn ihrer Regierungszeit gewertet. In Ravenna erhielt Johann kurz darauf von Kaiser Friedrich II. die Belehnung. Reichsrechtlich konnte nur einer der Brüder die Fürstenwürde erhalten. Doch Otto erhielt für den Fall von Johanns Tod die formelle Anwartschaft auf die Mark. In den Urkunden der staufischen Kanzlei wird fortan Markgraf Johann und sein erlauchter Bruder aufgeführt. In den märkischen Urkunden hingegen wird der Markgrafentitel für beide Brüder verwendet. Und tatsächlich regierten sie Brandenburg bis zum ihrem Tod in beispielloser Eintracht gemeinsam.

Siegel von Otto III und Johann I; Quelle: Bürger, Bauer, Edelmann – Berlin im Mittelalter. Ausstellungskatalog. Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin. Nicolaische Verlagsbuchhandlung. Berlin 1987, Seite 12

Die Städtegründer

Die beiden Markgrafen erhielten den Beinamen "die Städtegründer", da sie 19 Städte in der Mark gründeten, mehr Städte als die anderen Markgrafen

In die Regierungszeit der beiden Markgrafen fällt so auch die erste urkundliche Erwähnung von Cölln 1237. Die Schwesterstadt des erst 1244 genannten Berlins lag auf einer Insel in der Spree, heute Berlin - Mitte. Ihr gegenüber am nordöstlichen Spreeufer lag das etwa doppelt so große Berlin.

Weiterhin sind Alt-Landsberg, Angermünde, Beelitz, Belzig, Bernau (1253), Biesenthal, Eberswalde, Frankfurt an der Oder (1253), Fürstenwalde, Löwenberg, Müllrose, Nauen, Neuruppin, Strausberg, Teltow, Templin und Wriezen zu nennen.

1232 verleihen die Brüder dem strategisch noch immer sehr wichtigen Spandau (heute in Berlin eingemeindet) das Stadtrecht. In der Urkunde heißt es aufschlußreich: "Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Amen. Johann und Otto, von Gottes Gnaden Markgrafen zu Brandenburg, allen, die diesen Brief sehen, Heil und alles Gute! Die Ereignisse der Gegenwart pflegen für die Zukunft verlorenzugehen, wenn sie nicht schriftlich aufgezeichnet werden. Deswegen tun wir allen Zeitgenossen und Nachkommen kund, daß wir, Johann und Otto, Markgrafen zu Brandenburg, mit Rücksicht auf den Nutzen unserer Stadt Spandau und nach dem Rat unserer Getreuen dieser Stadt Spandau und den dermaligen Einwohnern in eben dieser Stadt Spandau die Erlaubnis gegeben haben, auf eigene Kosten einen Flußgraben zu bauen. Ferner machen wir alle Einwohner von Spandau durch diesen unseren Brief für immer frei und ledig von dem auf eben jenem Fluß zu erhebenden Zoll. Außerdem bestimmen wir, daß obengenannte unsere Bürger durch alle unsere Lande zollfrei sein sollen, wie unsere Bürger zu Stendal und Brandenburg bis jetzt diese Auszeichnung gehabt haben. Sodann überlassen wir ihnen den Zoll, den wir in der ganzen Stadt Spandau auf dem Markte, ausgenommen im Kaufhause gehabt haben, daß sie ihn zum Nutzen ihrer Stadt Spandau verwenden, wie es ihnen gut erscheint. Außerdem begnadigen wir eben diese Stadt Spandau aus der Fülle unserer Gnade damit, daß alle vom Lande Teltow und alle vom Glin sowie alle von unserm neuen Lande Barnim ihr Recht daselbst nehmen und holen sollen." Die Markgrafen gewähren der Stadt also Zollfreiheit und Rechtsverfassung nach dem Vorbild von Stendal und Brandenburg.

Für die Leitung der Stadtgründung, die Umwandlung von einer dörflichen in eine städtische Struktur, setzte man einen oder mehrere sog. Erbauer ein. Ihnen übergaben die Markgrafen die für die Stadt angedachten Ländereien und verabredeten mit ihnen die Bedingungen für Entstehung und Entwicklung der Stadt. Die Erbauer bürgten für die Einhaltung der verabredeten Festsetzungen. Ihr Amt (Schulze, Sculteti) war erblich.

Darüber hinaus förderten die Brüder aber auch zahlreiche geistliche Einrichtungen sowie die Anlage großer stattlicher Anger- und Straßendörfer. Johann scheint sich dabei besonders für die ökonomisch-administrativen Aspekte der Gründungen interessiert zu haben, Otto eher für die kirchlich-kulturellen. Otto war von einer überdurchschnittlichen Religiosität geprägt. Im wesentlich größeren Ausmaß als Johann förderte er das Mönchtum. Über zehn Klöster wurden neu gegründet. Seine besondere Zuneigung galt den Dominikanern.

Ihr Territorium

Den beiden Brüder gelang es durch gezieltes Vorgehen, die Askanier zur wichtigsten norddeutschen Großmacht zu erheben. Ihre Eroberungen und Erwerbungen lassen Rückschlüsse auf eine große territoriale Konzeption zu. Die Askanier waren dabei, sich ein riesiges, zusammenhängendes Reich zu schaffen.

Das Königreich Dänemark, nach der Niederlage in der Schlacht von Bornhöved stark geschwächt, gefährdete die brandenburgische Expansion nicht mehr. Zudem hatte Johann schon 1230 die dänischen Prinzessin Sophia von Dänemark geheiratet.

Schlacht bei Bornhöved 1227. Sächsische Weltchronik, frühes 14. Jh.

Ohne dänischen Rückhalt verloren aber auch die slawischen Herzogtümer Mecklenburg und Pommern gegen die Askanier zunehmend an Boden.. Schon 1231 hatte Kaiser Friedrich II den beiden askanischen Markgrafen die Lehnshoheit über Pommern übertragen. 1236 wurde das Land Stargard brandenburgisch. 1250 besaßen die beiden Markgrafen schon die ganze Uckermark. Ihr Reich endete nur noch 6 km vor dem Stettiner Haf, der lang ersehnte Zugang zur Ostsee schien nah.

Im Süden ihrer Mark stießen die Askanier auf den erbitterten Widerstand der Markgrafen von Meißen, den anhaltinisch-wettinischen Grafen, die Sachsen-Anhalt regierten. Sie konkurrierten mit den Askaniern um die Besiedlung dieser Region. Von 1239 an herrschte Krieg im Teltow. Dabei zerstörten die Askanier 1240 die Köpenicker Burg, die die Wettiner schon 1178 von den Slawen erobert hatten. Im Gegenzug verwüsteten die Meißener Grafen die Gegend bis Strausberg. Schließlich setzten sich die Askanier durch, und nach Beendigung des Teltower Krieges 1245 kam Köpenick und die Landschaft des Barnim und Teltow zum Herrschaftsgebiet der Mark Brandenburg hinzu.

Der andere gefährliche Machtfaktor im Süden, das Königreich Böhmen, wurde durch Heirat besänftigt. Otto III heiratete die Schwester des böhmischen Königs Ottokar (Wenzel I) und leitete so ein erfolgreiches Bündnis ein. Ein Teil der Oberlausitz erhielt Otto als Mitgift verpfändet, der Rest der Region wurde 1255 erworben. 1254/55 unternahmen die Askanier gemeinsam mit Ottokar einen Kreuzzug nach Ostpreußen. Wie wichtig die Allianz mit Böhmen wirklich war, zeigte sich, als sich Ottokar in den Wirren nach Kaiser Friedrichs Tod sogar eine Weile lang als König des deutschen Reiches bezeichnen konnte.

Östlich des askanischen Territoriums lagen das Herzogtum Schlesien und das Königreich Polen, das jedoch im 13. Jh. praktisch nur aus miteinander verstrittenen polnischen Herzogtümern bestand. Nach dem Einfall der Mongolen 1241 verlor auch das schlesische Herzogtum an Bedeutung, so daß den westlichen Mächten Gelegenheit geboten wurde einzugreifen. Denn deutsche Siedler, Ritter und Orden hatten die dortigen Herrscher eh schon ins Land gezogen, um sich deren effektivere Anbaumethoden und Urbarmachungen zu Nutzen zu machen. So konnten Johann I und Otto III um 1250 das Land Lebus erwerben.

Vom Lebuser Land und der Uckermark drangen sie in das zwischen den Fürsten von Pommern und dem polnischen Herzogtum Pommerellen strittige Grenzland nördlich der Warthe ein. Dieses Gebiet wurde 1260 an die Askanier abgetreten. Die Neuerwerbung wurde dadurch gesichert, daß Konrad, ein Sohn Johanns I, sich mit der Tochter des Herzogs Przemyslaw von Polen verlobte. So entstand jenseits der Oder die Neumark (Terra transoderana). Auch hier ist klar der Drang zur Ostsee erkennbar. Durch die Neumark sollte Pommern umgangen werden.

Ihr Hofstaat

Als Markgrafen (lat. Marchio) bezeichnet man einen Stellvertreter des Königs (Kaisers) in einem militärisch organisierten Grenzbezirk größeren Umfangs, genannt Marken (mhd. Marke, lat. Marca, marchia). Die eingesetzten Markgrafen hatten für die militärische Organisation und Landesverteidigung, die Integration der eroberten Gebiete und den Landesausbau Sorge zu tragen. Der Markgraf, eine Art übergeordneter Graf, in etwa dem Herzog vergleichbar, regierte weitgehend souverän, ja war mit nahezu königlichen Rechten ausgestattet: Hohe Gerichtsbarkeit, Steuererhebung, Heerbann, Befestigungsrecht sowie Hoheitsrecht über Zoll, Markt, Münze, Mühlen und Juden. So stiegen die einstigen Verwalter von Grenzgebieten nach und nach bis in den Reichsfürstenstand, die höchste Adelsschicht, auf.

In der Regierungszeit der beiden Brüder bildeten sich immer mehr Strukturen des märkischen Staates heraus. Die Entscheidungsgewalt in allen Regierungsgeschäften oblag den beiden Markgrafen. Sie umgaben sich mit einem engen Kreis von Vertrauten und Beratern - Räte genannt. Es existierten verschiedene Hofämter, die mit Räten besetzt wurden. Der Hofmarschall (marescalcus) hatte die Hofhaltung, das Personal und das Transportwesen zu beaufsichtigen. Außerdem führte er den Oberbefehl über die Reiterei. Der Truchseß (dapifer) war Aufseher über die fürstliche Tafel und war für die Nahrungsmittelversorgung zuständig, der Mundschenk (pincera) für die Getränkeversorgung. Der Kämmerer (camerarius) hatte das Finanzwesen unter sich, hatte aber auch für Wohnung und Kleidung des Hofes zu sorgen. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts taucht auch das Amt des Burggrafen auf, der oft als Kastellan bezeichnet wurde. Dabei handelte es sich um einen hohen Beamten, der direkt den Markgrafen unterstellt war. Er erhielt von ihnen ein erbliches Grafenlehen und residierte auf einer markgräflichen Burg. Zur Erstellung der zahlreichen Urkunden benötigte der markgräfliche Hofstaat schreib- und rechtskundige Fachkräfte. Diese waren meist Geistliche unter einem Kanzler (cancelarius, notarius), der oft auch das Amt des Hofkaplans versah.

Eine wirklich feste Struktur dieses Hofstaates bildete sich jedoch erst in späteren Zeiten heraus. Die Hofämter wurden im 14. Jahrhundert sogar am Hof der deutschen Könige und Kaiser zu Erzämtern, die symbolisch von den Kurfürsten versehen wurden. Der Markgraf/Kurfürst von Brandenburg war dann der Erzkämmerer des Reiches.

Die gesamte Mark Brandenburg befand sich seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und fast das ganze 13. Jahrhundert hindurch in Distrikten aufgeteilt unter der Herrschaft von Vögten. Diese wurden von den Markgrafen für bestimmte Zeit eingesetzt und übten in genau bestimmten Gebieten die landesherrliche Gewalt aus. Um ihre Herrschaft wirksam ausüben und die Präfektenregierung der eingesetzten Vögte kontrollieren zu können, mußten die Markgrafen in den verschiedenen Regionen der Mark mitsamt ihrem Hofstaat persönlich anwesend sein. Dies machte eine permanente Reisetätigkeit unerläßlich. Diese ständigen Reisen des Hofstaates zu organisieren war eine schwierige Aufgabe, für die die markgräflichen Räte zuständig waren. Die Entfernungen zwischen den einzelnen märkgräflichen Burgen und auch zwischen den Städten betrug in der Regel nicht mehr als 20 bis 30 km. Diese Distanz konnte vom Hof innerhalb eines Tages zurückgelegt werden. Die Hofhaltung war noch nicht an eine Residenzstadt gebunden. Bevorzugt hielten sich Johann und Otto aber in Brandenburg, Spandau und Tangermünde (in der Altmark) auf. Siebzehnmal sollen sie sich während ihrer Regierungszeit in Spandau aufgehalten haben, in Köpenick hingegen nur ein mal im Jahre 1264. Die Besuche in Berlin nahmen erst in der Spätzeit ihrer Regierungszeit zu, Spandau blieb ihr wichtigster Aufenthaltsort, obwohl Berlin Spandau schnell wirtschaftlich überholt hatte.

Hielt der markgräfliche Hof Einzug in eine Stadt oder Burg, so wurde die Zeit der Anwesenheit beispielsweise für die Gründung von Dörfern, Städten oder Klöstern, für die Verleihung von Weidegrund an einen Vasallen, für die Vorbereitung oder Durchführung eines Kriegszuges oder für die Abschlüsse von Verträgen und Klärung von Rechtsfällen genutzt. Aber auch die Ausübung der Jagd ist belegt.

In einigen Städten gehörte den Markgrafen ein befestigter Hof als Wohnsitz (curia). Manchmal – wie in Frankfurt, Brandenburg, Strausberg oder Berlin - lag dieser Hof direkt neben einen Kloster, so daß die Anlage einem Pfalzkomplex ähnelte. Hierbei ging es nicht nur um die geistlichen Bedürfnisse der Landesherren. Vielmehr sollte diese Verbindung zum Kloster und dessen schreibkündigen Mönchen auch der mitreisenden Kanzlei nützlich sein.

Als Beichtvater der beiden Markgrafen wird 1249 ein Herman von Langele erwähnt, der Lektor des Franziskaner Ordens gewesen sein soll. Vielleicht handelt es sich um den gleichen "Herrmannus, lector fratrum minorum", der in einer 1257 in Spandau ausgestellten Schenkungsurkunde als Zeuge erwähnt wird. Sollten die Franziskaner am Hof eine bedeutende Rolle gespielt haben, so erklärt sich daraus auch, warum ihnen in Berlin in unmittelbarer Nähe des befestigten Hofes der Markgrafen Land zum Bau eines Klosters geschenkt wurde.

Ihre Rivalen - die Magdeburger Erzbischöfe

Das 968 gestiftete Erzbistum Magdeburg war als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe vorgesehen, sie waren zuvor dem Erzbistum Mainz unterstellt gewesen. Die Erzbischöfe von Magdeburg sowie der Bischof von Halberstadt entwickelten sich nach und nach zu Rivalen und Konkurrenten der Askanier um die neu erschlossenen Gebiete jenseits der Elbe.

Wie ihr Vater Albrecht II ergriffen Johann und Otto schon bald Partei für die Welfen und führten Fehde gegen den Magdeburger Erzbischof. Ihr Schwager, Herzog Otto das Kind von Braunschweig, war während der Schlacht von Bornhöved in Gefangenschaft geraten. Der Erzbischof von Magdeburg und der Bischof von Halberstadt nutzen dies aus, um sich einige der Ländereien des Braunschweigers einzuverleiben. Johann und Otto bezogen Stellung zugunsten ihres Schwagers und führten Fehde gegen die Magdeburger. 1229 erlitten sie aber am Plauefluß nahe Brandenburg eine Niederlage gegen die Truppen des Erzbischofs, worauf sie in ihre Burg Spandau flohen. Der Erzbischof zeigte sich nach der Auseinandersetzung den unterliegenden Brüdern gegenüber jedoch sehr großzügig, vermutlich hatte er keinen großen Schaden durch sie erlitten.

Im Merseburger Zehntvertrag von 1237 gelang es den beiden Markgrafen durch päpstliche Vermittlung dem Magdeburger Bischof die Rechte um die Erhebung des Zehnten in der Mark abzukaufen. Die neu erschlossenen Gebiete blieben aber entgegen der markgräflichen Bemühungen dem Bistum Brandenburg zugehörig.

Auch um Alvensleben, eine Burg des Bischofs von Halberstadt, welche die beiden Markgrafen aber für sich beanspruchten, gab es jahrelange Streitigkeiten. 1238 kam es zu einer militärischen Auseinandersetzung. Otto, der die brandenburgischen Truppen anführte, geriet dabei in Gefangenschaft. Monatelang wurde er auf Burg Langenstein am Harz gefangen gehalten, bis er auf Alvensleben verzichtete und 1600 Silbermark zahlte.

1240 verbündeten sich die Bischöfe von Halberstadt und Magdeburg mit dem Markgrafen von Meißen es kam zum so genannten Magdeburger Krieg. Die beiden Brüder griffen den Feind getrennt an. Otto besiegte den Markgrafen von Meißen bei Mittenwalde, während Johann die in die Altmark eingefallenen Bischöfe in der Schlacht an der Biese schlug. Es gelang ihm sogar, den Bischof von Halberstadt gefangen zu nehmen. Dieser musste sich und seine Leute für das gleiche Lösegeld freikaufen, dass er kurz zuvor für Otto verlangt hatte. Auch Alvensleben musste er zurück geben. Kurz darauf verstarb er. Als sein Nachfolger Meinhard mit einem neuen Heer ins Havelland eindrang, wurde er vor Brandenburg vernichtend von Otto geschlagen. Inzwischen drohte dem Bischof ein Zweifrontenkrieg, denn die Askanier erhielten offene Unterstützung von ihrem Braunschweiger Schwager. Darauf lenkte Meinhard ein, am 22. Mai 1245 wurde Frieden geschlossen.

Boleslaw der Kahle von Liegnitz trat 1249 das Land Lebus zur Hälfte an das Erzstift Magdeburg ab. Schon 1250 waren das Erzstift und die Askanier gemeinsame Besitzer des Landes. Für die Askanier war das Land wichtig für ihre Ostexpansion. 1252/1253 wurde der Besitz geteilt. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, daß die Askanier Frankfurt (1253) anscheinend ursprünglich gründeten, um der bedeutenden Stadt Lebus, die wohl zum Magdeburger Anteil gehörte, Konkurrenz zu machen.

Johanns Sohn Erich wurde erst Domherr in Halberstadt, brachte es später sogar zum Erzbischof von Magdeburg. 1287 überließ Erich seinem Bruder und askanischen Markgrafen Otto IV den Magdeburger Anteil des Landes Lebus als Pfand. Es wurde nie ausgelöst.

Ihre Ehefrauen und Kinder

Johann heiratete 1230 die dänische Prinzessin Sophia, die 1247 verstarb. Darauf heiratete er 1255 Jutta von Sachsen.

Sophia hatte ihm viele Söhne geschenkt:

Johann II starb schon 1281.

Otto IV sollte die Arbeit seines Vaters erfolgreich fortführen. Als Otto "mit dem Pfeil" erlangte er eine gewisse Berühmtheit und fand als Minnesänger Aufnahme in die bedeutende Manessische Liederhandschrift.

Konrad heiratete 1260 die polnische Prinzessin Konstanze und besiegelte so ein weiteres wichtiges Bündnis.

Erich wurde erst Domherr in Halberstadt, später sogar Erzbischof von Magdeburg.

Hermann brachte es zum Bischof von Havelberg.

Der jüngste Sohn Heinrich erhielt zunächst kein Land, konnte sich später jedoch die Mark Landsberg sichern.

 

Otto III hat Beatrix von Böhmen, die Schwester des böhmischen Königs Ottokar (Wenzel I) geheiratet. Auch diese Ehe brachte viele Nachfolger hervor:

Johann III bezahlte seine Turnierleidenschaft mit einem frühen Tod.

Otto VI heiratete 1264 Hedwig von Österreich, wandte sich 1291 jedoch von den weltlichen Dingen ab und trat in das Kloster Lehnin ein.

Albrecht III heiratete Mechthild von Dänemark.

Kunigunde wurde mit Bela von Ungarn, Mechthild mit Barnim von Pommern verheiratet.

Von etwa 1258 an nahmen Johann I und Otto III zur Sicherung der Erbschaftsansprüche ihrer jeweiligen Kinder und im Hinblick auf das wirtschaftliche Innenverhältnis die Brandenburger Landesteilung (Ottonische und Johannische Linie) vor. Der ottonischen Linie fiel das Stendaler Gebiet in der Altmark, das Havelland, Teltow und Barnim, Teile der Neumark sowie die Städte Brandenburg (Altstadt), Berlin und Spandau zu. Ebenso das Hauskloster Lehnin, so daß die johanneische Linie das Zisterzienser Kloster Chorin als Hauskloster für ihre Linie anlegte. Man vermutet, daß Johanns und Ottos Söhne auf abgegrenzte Besitzungen drängten. Doch die Teilung erfolgte nicht nach territorialen Gesichtspunkten, sondern nach fiskalischen und lehnrechtlichen. Dadurch enstand (vielleicht von Johann und Otto so gewünscht) eine Verzahnung dieser Territorien statt einer Aufspaltung der Mark Brandenburg in zwei Fürstentümer.

Ottos Preußenfahrten

Wie eingangs schon erwähnt, war Otto von einer tiefen Religiosität geprägt. Vermutlich nahm er deswegen im Laufe seines Lebens an ganzen vier sog. Preußenfahrten teil, Johann nur an einer. Dabei handelte es sich um Winterfeldzüge zur Unterstützung des Deutschritterordens gegen preußische oder litauische Völkerschaften. Insbesondere beim deutschen Adel waren diese Preußenfahrten sehr beliebt, ob nun als gewinnbringender Zeitvertreib oder zur religiösen Erbauung. Ausgelassenes Lagerleben und reiche Beute sind ebenso überliefert wie Massenzwangstaufen. Otto III war einer der ersten Adligen, die zu so einer Fahrt aufbrachen. Im Winter 1248/1249 reiste er ins Deutschordensland und vermittelte dort zwischen zerstrittenen Führern der Christen. 1254/1255 übernahm er die militärische Führung eines neuen Feldzuges, an dem auch Ottos Schwager, König Ottokar von Böhmen, teilnahm. Sogar noch im fortgeschrittenen Alter von 52 Jahren unternahm Otto III aufgrund dringender Bitte zur Entlastung des Deutschen Ordens einen weiteren Preußenzug. Während seiner Feldzüge spendete er immer wieder Geld zum Bau von Trutzburgen des Deutschritterordens. Die eine wurde sogar Brandenburg genannt. Einen weltlichen Gewinn konnte der Askanier von den Unternehmungen nicht erwarten, darum ging es ihm wohl auch nicht. Otto genoss als frommer Glaubensstreiter großes Ansehen. Sogar der Papst wollte ihn für einen neuen Kreuzzug ins Heilige Land gewinnen.

Ihr Ende

Johann I starb im Sommer/Herbst 1266 und wurde im Kloster Mariensee/Chorin beigesetzt. Er war 53 Jahre alt geworden.

Kloster Chorin

Sein nur unwesentlich jüngerer Bruder Otto III unternahm noch einen Kreuzzug in das heidnische Preußen, bevor er am 9. Oktober 1267 ebenfalls verstarb. Er wurde im Kloster Lehnin, nicht fern von seinem geliebten Brandenburg-Neustadt beerdigt.

Ganz zu recht erhielten sie den Beinamen die Städtegründer. Ebenfalls zurecht wird immer wieder hervorgehoben, daß sie miteinander, nicht gegeneinander regierten. Dadurch und durch ihr gezieltes Vorgehen gelang es ihnen, ihr Geschlecht zu einer wichtigen deutschen Großmacht zu erheben. So galten beide Markgrafen denn nicht nur als einfache Hüter einer abgelegenen Grenzmark, genossen vielmehr im Reich größtes Ansehen. Otto war 1257 sogar deutscher Thronkandidat. Die brandenburgischen Markgrafen hatten seit Johann und Otto den Status von Kurfürsten, die zur Wahl des Königs berechtigt waren. Ihre Unternehmungen zielten auf die Schaffung eines großen, zusammenhängenden, askanischen Reiches ohne dabei aber den inneren Ausbau zu vernachlässigen. Und besonders an Johanns Sohn Otto IV war es, die begonnene Arbeit erfolgreich fortzuführen.

Otto IV; Miniatur aus dem sog. Codex Manesse um 1300; Quelle: Die Miniaturen der großen Heidelberger Liederhandschrift. Hrsg. I.F. Walther. Insel, Frankfurt, 1989

 

Joachim Meinicke

 

 

Literatur (Auszug)

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Dr. Riedel, Adolph Friedrich; Die Mark Brandenburg im Jahre 1250; Hohenzollern Collection; 1902

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Dr. Gerd Heinrich (Hrsg.); Handbuch der historischen Stätten Deutschland: Berlin Brandenburg; Alfred Kröner Verlag

Ribbe, Wolfgang & Schmädeke, Jürgen; Kleine Berlin-Geschichte; Stapp Verlag

Dtv-Atlas zur Weltgeschichte – Band 1; Dtv

Holmsten, Georg; Die Berlin-Chronik; Düsseldorf 1987; Droste Verlag

Schulz, Rainer; Barnim und Uckermark – eine Burgenlandschaft; Eberswalde 1999; Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V.

Adriaan von Müller; Edelmann... Bürger, Bauer, Bettelmann – Berlin im Mittelalter; 1979 Berlin; Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung

Scheuch, Manfred; Historischer Atlas Deutschland; Augsburg 2000; Weltbild Verlag

Bürger, Bauer, Edelmann – Berlin im Mittelalter; Ausstellungskatalog; Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin; Nicolaische Verlagsbuchhandlung; Berlin, 1987

Thorau, Peter; Jahrbuch des Deutschen Reiches unter König Heinrich (VII.) Teil I; Duncker & Humblot; Berlin 1998

Assing, Helmut; Die frühen Askanier und ihre Frauen; Kulturstiftung Bernburg 2002

Kristin Weber: Adel – Träger der Herrschaft, Teil 2. Karfunkel 2004, 53: 25-28

Dr. Hermann, Brosien; Das Wissen der Gegenwart - Preußische Geschichte - Geschichte der Mark Brandenburg; Greßner & Schramm; Leipzig 1887

Eberhard Bohm, Das Land Lebus und seine Vogteien westlich der Oder, aus: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands - Band 25, W. Berges, H. Herzfeld, H. Skrzypczak (Hrsg.), Berlin 1976, Colloquium Verlag

 

 

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