Rekonstruktion eines hochmittelalterlichen Reiterschildes

 

Aufbau und Maße entsprechen dem erhaltenen Prunkschild des Landgrafen Konrad von Thüringen, gestorben um 1240. Originalmaße: 88 x 72,5 cm. Lindenholz, beidseitig mit Leder überzogen und über Kreidegrund farbig gefaßt. Bei der heraldischen Gestaltung wurde bewußt vom Original abgewichen, das einen schreitenden Löwen (aufgenagelt, engobiert, ursprünglich mit vergoldeter Blechkrone) zeigt. Zudem wurde das Original auf der Rückseite ebenfalls mit Figuren bemalt.

Schild des Landgrafen Konrad von Thüringen; Die Zeit der Staufer, Band 2. Austellungskatalog. Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart, 1977, Abb. 154

Die frische Rohhaut wurde aufgespannt getrocknet um sie später trocken auf die Rückseite des Schildes aufleimen zu können. Nach dem Aufleimen wurde die Rückseite zusätzlich mit kleinen Nägeln gesichert.

Die acht Lindenholzplanken wurden so aus dem Stamm gesägt, dass sie stehende Jahresringe aufweisen. Dies minimiert die Gefahr eines Verzuges durch das natürliche Arbeiten des Holzes. Die Seiten der Planken wurden angephast und mittels Hasenleim verleimt, so dass eine Wölbung des Rohlings entstand.

Anschließend wurde die Form des Schildes mittels einer Schablone ausgesägt, die Kanten gebrochen und der Rohling flächig beschliffen.

Nach dem Aufleimen der getrockneten Rohhaut auf die Rückseite wurde die Vorderseite locker mit der frischen Rohhaut bespannt. Während der anschließenden Trocknung entstand ein hoher Zug auf die rückseitige Bespannung. Nach fortgeschrittener Trocknung wurde die überschüssige Rohhaut abgeschnitten und dann der Rand an der Überlappung herunter geleimt. Bei der weiteren Trocknung wurde der Schild mittels Spanngurten gesichert, damit er die Rundung bei behält und sich nicht gerade zieht.

Die teilweise leicht überstehenden Köpfe der Nägel der Rückseitigen Bespannung wurden nun plan geschliffen, damit sie sich später nicht durch den Kreidegrund abzeichnen.

Nun wurde in ca. acht Schichten sowohl auf die Vorder- als auch auf die Rückseite ein Kreidgrund aus Kreide, Zinkweiß (anstatt von historisch korrektem aber hoch giftigen Bleiweiß) und Hasenleim aufgebracht. Dieser wurde wiederum mit bis zu zehn Schichten einer Eitempera aus Ei, Leinöl, Mastixfirnis, Wasser und Eisenoxidrot bemalt.

Die Schildberiemung wurde anhand der Nagellöcher des Originalschildes rekonstruiert und besteht aus dreilagig gestepptem Kalbsleder. Sie wurde mittels 7 handgeschmiedeter Nägeln befestigt, die auf der Rückseite auf einer quadratischen Unterlegscheibe vernietet wurden. Die Nietungen wurden mit runden Lederscheiben abgedeckt, welche mit Nägeln befestigt wurden. Diese Abdeckung lassen sich ebenfalls aus Nagellöchern des Originalschildes ableiten. Die Schildfessel und der Unterarmriemen sind mittels einfacher schmiedeeiserner D-Schnallen verstellbar.

Timm Esemann im November 2005

 

 

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