Berliner Dorfkirchen
Noch heute findet man in Berlin viele Kirchen, bei denen zumindest ihr Ursprung bis ins Mittelalter zurückreicht – also die Zeit, als in der Mark zahlreiche Dörfer gegründet wurden und jeweils eine eigene Kirche erhielten.
Dorfkirche Berlin-Britz
Die ältesten Dorfkirchen Berlins stammen aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Hin und wieder lassen sich durch archäologische Untersuchungen Reste von Holzkirchen nachweisen. Bis ins Hohe Mittelalter hinein wurden aber überwiegend Feldsteinbauten errichtet. Für die Datierung der Kirchen fehlen in der Regel die notwendigen Urkunden, so dass man auf kunst- und baugeschichtliche Erkenntnisse angewiesen ist. Ein Merkmal früher Entstehung ist die Bearbeitung der Steine zu Quadern sowie die sorgfältige Fugung (Marienfelde, Tempelhof und Buckow). Noch im 13. Jahrhundert lässt die saubere Behandlung nach. Die Findlinge wurden nicht mehr zu Quadern verarbeitet, sondern nur noch gespalten und so eingesetzt, dass die Spaltfläche nach außen zeigt. Im späten Mittelalter dann wurden die Feldsteine gar nicht mehr bearbeitet und nur noch in dem Zustand verarbeitet, wie man sie fand. Nun wurde auch überwiegend ein Mischmauerwerk errichtet. Backstein ist als Baumaterial für Berliner Kirchen erst ab dem 14. Jahrhundert nachweisbar und wurde anfänglich nur für die Kanten von Portalen und Fenstern benutzt. Rein mittelalterliche Backsteinkirchen existieren nicht.
Die Dächer der alten Kirchen sind sehr steil, so dass man davon ausgeht, dass sie von Beginn an mit Ziegeln belegt waren. Dafür sprechen auch die kräftigen Gespärre.
Durch ihr burgähnliches Aussehen wurden viele frühe Kirchenbauten in der Mark oft als Wehrkirchen bezeichnet. Diese Bezeichnung ist aber nicht zutreffend, da bestimmte Charakteristika der Wehrkirchen fehlen. Zum Beispiel finden sich keine Brunnen zur Wasserversorgung in der Kirche. Auch die hohen Friedhofmauern mit ihrem wehrhaften Aussehen sind erst im 18. und 19. Jahrhundert entstanden. Natürlich konnten die Kirchen dennoch als letzte Zuflucht, insbesondere bei sehr kurzen Belagerungen verwendet werden. Hierfür sprechen auch die Wehr- oder Sperrbalken, deren Aufnahmen sich in vielen Kirchen noch nachweisen lassen. Mit diesen etwa 15 cm starken waagerechten Balken konnten die Türen von innen gesichert werden. Die Türen selber bestanden aus zwei Lagen starker Eichenbohlen, die durch ornamentierte Eisenbänder zusammengehalten wurden.
Noch im Mittelalter begann man, die Kirchen dem jeweiligen Zeitgeschmack durch nachträgliche An- und Umbauten anzupassen. Die Fenster wurden umgebaut, die Innenräume überwölbt und einschiffige Langhäuser durch Säulen und Pfeiler in zweischiffige umgewandelt. Folgenschwerer sind die Umbauten im Barock. Mit dem Historismus begann man, den Kirchen wieder ein romanisches oder gotisches Äußeres zu verleihen, dass oft nicht mehr erkennen lässt, was alt und was neu ist. Auf jeden Fall muss man bei allen Kirchen, sofern sie Bränden und Kriegen getrotzt haben, davon ausgehen, dass sie zahlreiche Umbauten hinter sich haben. Oft spiegeln nur noch kleine Bauabschnitte an den Gebäuden den mittelalterlichen Kern wider.
Hier nun einige Vorstellungen ausgewählter Kirchen, die mit der Zeit ergänzt werden sollen:
Erste Fassung: Joachim Meinicke im Frühjahr 2004
Literatur:
Pomplun, Kurt; Berlins alte Dorfkirchen; Verlag Bruno Hessling, Berlin, 1962
Rach, Hans-Jürgen; Die Dörfer in Berlin; Verlag für Bauwesen, Berlin, 1988
Dr. Heinrich, Gerd (Hrsg.); Handbuch der historischen Stätten Deutschland: Berlin Brandenburg; Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 1995