Randdaten und Regierungszeiten zur Darstellung von Marca Brandenburgensis
Die politische Situation im Deutschen Reich sowie in und um die Mark Brandenburg im 13. Jahrhundert.
Randdaten, Regierungszeiten und Hintergrundinformationen zur Darstellung von Marca brandenburgensis AD 1260.
Von Ruth Maria Hirschberg, Januar 2002
1. Regentschaften – Kaiser und Könige
1.1 Friedrich II von Hohenstaufen:
Kaiser Friedrich II von Hohenstaufen wurde im Jahre 1215 von Papst Innozenz III in Aachen zum Deutschen Kaiser gekrönt (als Gegenpol gegen König Otto IV). Friedrich ließ seinen Sohn Heinrich (VII) bereits im Kleinkindesalter als Thronerben in Deutschland zurück, wo er zunächst unter der Vormundschaft des Kölner Erzbischofs stand. Nach dessen Ermordung nahm der junge Staufer die Königsgewalt in eigene Hände, mußte jedoch zwei von seinem Vater an seine Seite gestellte Berater – Ludwig von Bayern und Leopold von Österreich – einschränkend hinnehmen. Seit 1228/29 entledigte er sich dieser Einengung und revoltierte gegen den Vater. Die seit der Regierungszeit Heinrich VI (Friedrichs Vater) gestärkten deutschen Fürsten zwangen dem jungen König 1231 umfassende Zugeständnisse bezüglich Gerichtsbarkeit, Lehnsrecht etc. ab, die Friedrich ein Jahr später im statutum in favorem principem (1232) bestätigen mußte. Vater und Sohn trafen in Italien zusammen und Heinrich schwor seinem Vater die Treue, handelte aber in den nachfolgenden Jahren wiederholt gegen Friedrichs Interessen. Friedrich brach daraufhin im Jahre 1235 nach Deutschland auf und unterwarf seinen aufständischen Sohn und die ihn unterstützenden Fürsten. Heinrich wurde in Gewahrsam genommen und setzte seinem Leben 1242 ein Ende, als er auf dem Weg in ein neues Verlies flüchten konnte. Im Rahmen des großen Mainzer Landfriedens (1235) erfolgte eine Aussöhnung mit dem Welfen Otto das Kind, und Friedrich heiratete die Schwester des englischen Königs, Isabella, die ihm 1238 einen weiteren Sohn, Heinrich, genannt Carlotto, schenkte. 1237 gelang es Friedrich, die Wahl seines Sohnes Konrad IV zum deutschen König und zukünftigem Nachfolger durchzusetzen, der nun die Stelle Heinrichs VII einnahm. Wegen des zunehmenden Konfliktes zwischen Papst und Kaiser (vor allem Gregor IX und Innozenz V) wurde im Jahre 1245 der Kaiser im Konzil von Lyon abgesetzt. Friedrich II verstarb im Jahre 1250.
Im Jahre 1214 trat Friedrich alle Gebiete jenseits der Elbe an den Dänenkönig Waldemar II ab (Vertrag von Metz, als Gegenleistung für die Hilfe gegen die Welfen). Die norddeutschen Fürsten und die aufblühenden Hansestädte wehrten sich gegen diesen dänischen Einfluß. Waldemar geriet während der Zeit von 1223-1225 in die Gefangenschaft des Grafen von Schwerin. In der Schlacht von Bornhöved 1227 besiegten die norddeutschen Fürsten und Lübeck den dänischen König, und es kam zur verstärkten Ostkolonialisation.
Im Jahre 1226 erhielt der Deutsche Orden (unter Hermann von Salza, einem engem Freund Friedrichs II), gerufen von Herzog Konrad von Masowien, in der Goldenen Bulle von Rimini den Auftrag zur Ostkolonialisation. Zwischen 1226 und 1258 besiegten und bekehrten die Deutschordensritter die Preußen und setzen sich als Nachfolger des Schwertbruderordens in Livland fest.
1.2 Der Untergang des Hauses Hohenstaufen:
- Konrad IV, Friedrichs Sohn, regierte dann von 1250-1254. Er verstarb an Malaria.
- Manfred, dessen Halbbruder, wurde nach seinem Tod König von Sizilien.
- Nach dessen Niederlage(s.u.) übernahm Konrads Sohn Konradin die Königsherrschaft über Sizilien.
- Die Kurie übertrug Karl von Anjou (Bruder des französischen Königs Ludwig IX) das Königreich Sizilien, er besiegte 1266 in der Schlacht von Benevent König Manfred und 1268 in der Schlacht von Tagliacozzo Konradin.
1.3 Situation in Deutschland – das sogenannte Interregnum und das Wahlkönigtum:
- Nach der Absetzung Friedrichs im Jahre 1245 wurden die deutschen Fürsten aufgefordert, an seiner Stelle einen anderen auf den Thron zu heben. Im Mai 1246 wählten einige geistliche Fürsten den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen zum deutschen König, der jedoch wenige Monate später starb.
- Die Wahl der Papsttreuen fiel daraufhin 1247 auf den neunzehnjährigen Grafen Wilhelm von Holland, der 1248 in Aachen gekrönt und damit zum Gegenspieler Konrads IV wurde.
- Auch nach dem Tod Konrads von Hohenstaufen wurde Wilhelm in Deutschland nicht überall anerkannt. Um den Landfrieden zu sichern (aber auch zur Wahrung ihrer unmittelbaren Handelsinteressen), schlossen sich im Jahre 1254 die rheinischen Städte zum Rheinischen Bund zusammen. 1256 umfaßte dieser Städtebund bereits 70 Städte, unter anderem auch Lübeck, Regensburg und Zürich.
- 1256 fiel Wilhelm im Kampf gegen die Friesen. Der rheinische Bund verkündete, nur eine einhellige Königswahl anzuerkennen. Die Königswahl des Jahres 1257 erkor jedoch wiederum zwei Könige, Richard von Cornwall und König Alfons X von Kastilien. Der rheinische Bund zerfiel. Richard war ein Schwager Friedrichs II, und auch Alfons war ein naher Verwandter der staufischen Dynastie. Alfons betrat niemals deutschen Boden, König Richard wurde dagegen in Aachen gekrönt und blieb fast 4 Jahre in Deutschland. Er verstarb 1272.
- Auch bei dieser Wahl konnten sich 7 Fürsten als alleinige Königswähler behaupten (in der Goldenen Bulle von 1356 wurde dieses Anrecht legitimiert, es entstanden die sogenannten Kurfürsten): die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein und der Markgraf von Brandenburg Warum sich gerade diese Fürsten schon im 13. Jahrhundert durchsetzten konnten, läßt sich nicht mit Sicherheit klären.
- Von 1253 bis 1278 regierte König Ottokar (Wenzel I) von Böhmen, der zur deutschen Ostkolonialisierung beitrug.
- Nach dem Tode König Richards, setzte sich Rudolph von Habsburg im Jahre 1273 gegen Ottokar und Alfons in der deutschen Königswahl durch, er regierte bis zum Jahre 1291. Ottokar huldigte zwar dem neuen König, weigerte sich aber, die Reichslehen zurückzugeben. Er wurde daraufhin geächtet und starb in der Schlacht auf dem Marchfeld (1278). Sein Sohn Wenzel II behielt nur noch Böhmen und Mähren.
In der Zeit nach Friedrichs Tod gab es bis zum Jahre 1273 keinen deutschen Kaiser, sondern mehrere eher unbedeutende deutsche Könige und Gegenkönige. Man bezeichnet diesen Zeitraum deshalb etwas ungenau als das Interregnum (Zeit zwischen den Königen bzw. den Herrschern). Die darauf folgende Periode (1273-1350) bezeichnet man als deutsches Wahlkönigtum.
2. Die Päpste im 13. Jahrhundert
1189 - 1216 Innozenz III - Förderung der Reconquista
1216 - 1227 Honorius III - Anerkennung des Dominikanerordens (1216) und Franzikanerordens (1223)
1227 - 1241 Gregor IX
1241 - 1241 Coelestin IV - starb nach nur 16tägiger Amtszeit, nächste Papstwahl erst 1243)
Sedisvakanz (Leerbleiben des päpstlichen Stuhles)
1243 - 1254 Innozenz IV - (floh vor dem Zugriff Friedrichs nach Lyon -> Konzil gegen Friedrich)
1254 - 1261 Adrian IV
1261 - 1264 Urban IV (Franzose) - durch den Einfluß Karl von Anjous im Königreich Sizilien wurde der Einfluß Frankreichs auf das Papsttum gestärkt/P>
1265 - 1268 Klemenz IV (Franzose)
Sedisvakanz über 2 Jahre und 8 Monate
1271 - 1276 Gregor X
1277 - 1280 Nikolaus III
1288-1292 Nikolaus IV
3. Situation in und um die Mark Brandenburg
3.1 Die Askanier in der Mark Brandenburg:
- Otto II, Enkel von Albrecht, herrschte von 1184 bis 1205, dessen Sohn Albrecht II von 1205 bis 1220.
- Albrechts Frau Mechthild, Tochter des Markgrafen Konrad von der Lausitz, regierte nach Albrechts Tod vorübergehend die Mark als Lehnsvormund ihrer zwei minderjährigen Söhne Johann I und Otto III. Die beiden regierten die Mark dann in beispielloser Eintracht von 1220/25 (offiziell ab 1231) bis 1266/67 gemeinsam (weitere Details siehe unter
Johann I und Otto III
).
3.2 Umgebende weltliche Herrschergeschlechter:
Übersichtskarte Deutsches Reich und angrenzende Herrschaftsgebiete im 13. Jahrhundert (modifiziert nach: Otto Zierer. Bilder der Jahrhunderte)
- Das dänische Königshaus verlor im 13. Jahrhundert stark an Einfluß. Schleswig wurde durch deutsche Siedler kolonialisiert und Nordschleswig war nur noch durch lockere Lehensbande mit Dänemark verbunden. Im Jahre 1253 belehnte König Christoph I einen seiner Söhne mit Nordschleswig, allerdings nach deutschem Recht. Als sein Nachfolger dies 1261 rückgängig machen wollte, wurde er von den Holsteinern auf der Loheide geschlagen. Die Askanier verbanden sich dem dänischen Königshaus durch Heiratspolitik.
- Territoriale Ansprüche des einflußreichen böhmische Königshaus wurde ebenfalls durch die politisch klugen Eheschließungen der beiden Markgrafen befriedet. Ottokar II (Wenzel I) entfaltete als goldener König an seinem Prager Hof einen unvergleichlichen Prunk. Zu seinen Ländern in Böhmen und Mähren fügte er Österreich, die Steiermark, Kärnten und Karniola hinzu. Als Kurfürst des deutschen Reiches übte er großen Einfluß aus, bis er 1278 in der Schlacht auf dem Marschfeld geschlagen wurde.
- Die Oberlausitz gehörte zu Böhmen und wurde zum Teil schon an Otto III für die Mitgift seiner Gattin, einer Tochter König Wenzels von Böhmen, verpfändet. Im Jahre 1255 konnten die Markgrafen die Oberlausitz endgültig für sich erwerben. Diezman von Meißen verkaufte 1303 (1304) die Lausitz an Brandenburg (Mark Lausitz).
- Mitteldeutschland wurde im 13. Jahrhundert von den Markgrafen von Meißen (Wettiner) und den Landgrafen von Thüringen (Ludowinger) dominiert. Beide Geschlechter waren durch Heiratspolitik verbunden und konkurrierten miteinander. Hermann I von Thüringen starb im Jahre 1217 und hinterließ die Grafschaft Thüringen seinem Sohn Ludwig IV. Eine seiner Töchter, Jutta, heiratete Dietrich von Meißen (Beiname: der Bedrängte); ein weiterer Sohn war Heinrich Raspe IV, welcher später deutscher König wurde. Ludwig IV war mit Elisabeth von Ungarn (Hl. Elisabeth) verheiratet und zeugte mit ihr drei Kinder, Hermann II, Sophie und Gertrud. Dietrich der Bedrängte von Wettin zeugte mit Jutta einen Sohn, Heinrich (Beiname: der Erlauchte). Da Dietrich im Jahre 1221 starb, wurde Ludwig IV zum Vormund für Heinrich erklärt. Im Jahre 1223 marschierte er nach Meißen ein und besetzte Leipzig, 1224 kam es zum Friedensschluß zwischen den beiden Häusern. 1226 ernannte Kaiser Friedrich II Ludwig zum Anwärter auf die Mark Meißen im Falle des Todes des Wettiners Heinrich. Dazu kam es jedoch nicht, da Ludwig Friedrich auf seinem Kreuzzug begleitete und schon im Jahre 1227 an einer Krankheit verstarb. Daraufhin wurde Herzog Albrecht I von Braunschweig neuer Vormund für Heinrich, bis dieser 1230 seine Regierungsgeschäfte selber übernahm. Nach dem Tod Ludwigs wurde Heinrich Raspe Vormund des noch unmündigen Hermann II, übernahm jedoch de facto die Landgrafschaft Thüringen und vertrieb Elisabeth und deren Kinder, die daraufhin nach Marburg ging. Heinrich der Erlauchte heiratete 1234 Constanze von Österreich und zog 1237 auf einen Kreuzzug gegen die Pruzzen (Preußen). Im Rahmen der Ostkolonisation gründete er Guben und das Stift Neuzelle (Lausitz) und konkurrierte mit den askanischen Markgrafen um die Eroberung und Besiedlung der Regionen Barnim, Teltow, Köpenick (weitere Details siehe unter:
Johann I und Otto III
), unterlag diesen jedoch 1240. Im gleichen Jahr wurde auch sein erster Sohn Albrecht, 1242 dann sein Sohn Dietrich geboren. Im Jahre 1243 erhielt Heinrich von Kaiser Friedrich II die Zusage, nach Heinrich Raspes (dieser war Gegenkönig gegen die staufischen Ansprüche) Tod die Anwartschaft auf Thüringen zu übernehmen. Als Heinrich Raspe im Jahre 1247 starb, begann ein 15-jähriger Erbschaftskrieg mit den Ludowingern (v. a. Ludwigs Tochter Sophie) um Thüringen und Hessen, den Heinrich der Erlauchte jedoch für sich entscheiden konnte. 1255 heiratete sein Sohn Albrecht Friedrichs Tochter Margarete und erhielt dafür das Pleißenland. 1263 besiegten seine Söhne Albrecht und Dietrich den Herzog von Braunschweig in der Schlacht bei Besenstedt, damit übernahm Heinrich der Erlauchte vier Reichsfürstentümer: Meißen und die Mark Lausitz, Thüringen sowie die Pfalzgrafschaft Sachsen. 1265 teilte er diese Besitztümer unter sich und seine Söhne auf. Er verstarb im Jahre 1288.
Übersicht über die weltlichen Herrschaftsgebiete nördlich und östlich der Mark Brandenburg im 13. Jahrhundert (Quelle: dtv-Atlas zur Weltgeschichte).
- Nördlich der askanischen Gebiete lagen die slawischen Herzogtümer Mecklenburg und Pommern. Der Askanier Albrecht II gewann den nördlichen Teil des Barnim (Nordmark) von den pommerschen Herzögen Kasimir und Boleslaw. Der Enkel des slawischen Fürsten Pribislaw-Heinrich - Heinrich Borwin II - starb 1226 und teilte sein Land unter seinen 4 Söhnen auf. Schon 1231 übertrug Kaiser Friedrich II den gemeinsam regierenden brandenburgischen Markgrafen Johann und Otto die Lehenshoheit über Pommern. Im Vertrag von Kremmen (1236) trat Herzog Wartislaw von Pommern-Demmin das Land Stargard an die Askanier ab, doch dessen Vetter Herzog Barnim I von Pommern erhob dagegen Einspruch und nahm auch das Herzogtum Wolgast in Besitz, das Johann I als Mitgift seiner ersten Frau zukam. Nach langen Verhandlungen wurde schließlich ein Krieg vermieden, indem Johann I 1250 auf Wolgast verzichtete, aber dafür die Uckermark erhielt, die zugleich als Mitgift für seine zweite Gemahlin, die Tochter des Herzogs Barnim, dienen sollte. Nun anerkannte Herzog Barnim auch die Lehenshoheit der Askanier über Pommern, die Friedrich schon früher bestätigt hatte. Viele pommersche Städte nehmen im 13. Jahrhundert das Lübecker Stadtrecht an.
- Östlich und nordöstlich der Mittel- und Ostmark (jenseits der Oder) lagen das Herzogtum Schlesien und das Königreich Polen. Letzteres wurde jedoch im 13. Jahrhundert von den einzelnen sehr einflußreichen polnischen Herzogtümern dominiert. Nordöstlich der Mark Brandenburg lag das Herzogtum Pommerellen, östlich das Herzogtum Groß-Polen. Im Jahre 1241 fielen die Mongolen (Goldene Horde) in Polen und Schlesien ein, die sich jedoch trotz ihres Sieges nach der Schlacht von Liegnitz zurückzogen. 1295 versuchte der Herzog von Großpolen, Przemysl II die Einheit durch Krönung zum polnischen König wiederherzustellen, er wurde jedoch 1296 ermordet, und 1300 bis 1305 wurde der böhmische König Wenzel II König von Polen. Der große deutsche Einfluß auf Polen im 13. Jahrhundert manifestierte sich darin, daß viele polnische Städte das Magdeburger Stadtrecht annahmen.
- Im Rahmen der polnischen Thronstreitigkeiten Mitte des 13. Jahrhunderts überfiel der Herzog von Pommerellen, Swantepolt, die polnischen Herzöge, wobei deren Führer Leszlo der Weiße fiel. Auch die Piasten in Schlesien waren zu dieser Zeit uneins. Um Unterstützung im polnischen Thronstreit zu erreichen, trat der schlesische Herzog Boleslaw von Liegnitz 1253 das Land Lebus, um welches er mit seinem Bruder Heinrich von Breslau stritt, gegen Geldentschädigung an die Markgrafen von Brandenburg ab (Ostmark).
- Der Streit zwischen den Fürsten von Pommern und Pommerellen gab schließlich den Anlaß dazu, daß auch das Land auf dem rechten Oderufer, die spätere Neumark (Terra transoderana) in das askanische Herrschaftsgebiet einverleibt werden konnte, da Polen dieses Grenzgebiet Pommerellen nicht gönnte und es 1260 an Brandenburg abtrat. Die Neuerwerbung wurde dadurch gesichert, daß Konrad, ein Sohn Johanns I, sich mit der Tochter des Herzogs Przemyslaw von Polen verlobte.
3.3 Umgebende geistliche Fürsten und Herren:
- Die Magedeburger Erz- und Halberstadter Bischöfe führten gegen den Welfen Otto das Kind Fehde und gewannen dabei manches welfisches Herrschaftsgebiet. Schon im Jahre 1207 erging eine päpstliche Bestätigung der kirchlichen Oberhoheit über das Bistum Lebus und die Magdeburger drangen danach zur mittleren Oder vor. Die Bischöfe standen damit in direkter Konkurrenz mit den askanischen Interessen.
- Der Erzbischof von Magdeburg hatte zunächst die Vormundschaft über die minderjähringen Markgrafen Johann und Otto inne, ehe es ihrer Mutter Mathilde gelang, diese gegen Geld auf sich zu übertragen. Als sie mündig wurden, ergriffen sie wie ihr Vater Albrecht II Partei für die Welfen und führten Fehde gegen den Magdeburger Erzbischof, erlitten aber 1229 eine Niederlage.
- Ein Streit um die Erhebung des Zehnten in der Mark wurde durch päpstliche Vermittlung so entschieden, daß der Magdeburger Bischof in den neuen Landen jenseits der Havel den Askaniern gegen Geldentschädigung überlassen mußte: nach dem Merseburger Zehntvertrag von 1237 blieben die neu erschlossenen Gebiete entgegen der markgräflichen Bemühungen zwar dem Bistum Brandenburg zugehörig, die Markgrafen erhielten jedoch den Nießbrauch für den Kirchenzehnt und ein Vorschlagsrecht für Propsteistellen (Archidiakonate).
- Einige Jahre später kam es zum Krieg mit Bischof Rudolf von Halberstadt, der sich mit dem Markgrafen Heinrich dem Erlauchten von Meißen gegen die askanischen Markgrafen verbündete, um das Spreegebiet zu erobern (weitere Details siehe unter:
Johann I und Otto III
).
- Wie bereits erwähnt, trat Herzog Boleslaw von Liegnitz 1253 das Land Lebus an die askanischen Markgrafen und den Magdeburger Erzbischof ab. Es ist nicht bekannt, wie sich diese beiden Parteien um diesen Besitz einigten, man weiß nur, daß der Besitz an die Markgrafen überging.
3.4 Kirchliche Organisation in der Mark:
- Es gab ursprünglich drei Archidiakonate: die Brandenburger Dompropstei, den Propst des Prämostratenserstiftes Leitzkau und den Propst des Prämostratenserstiftes Gottesgnade für das Land Jüterbog. In den "neuen Landen" kamen dann neue Propststellen hinzu – in den 1240igern wird Heinrich Propst von Nauen genannt, etwa gleichzeitig die Propstei Liebenwalde, und 1237 wird Simeon als Propst von Cölln erwähnt. Für den nördlicheren Raum taucht noch vor 1260 ein Propst von Stolpe und ein weiterer in Bernau auf. Die große Propstei Brandenburg war in 8 Teilbereiche (sedes) untergliedert.
- Diese archidiakonale Organisation wurde von einem Netz episcopaler Sedes (Bischofssitze) überlagert. Diese 18 episcopalen Sedes waren Steueuereinzugsgebiete für die an den Bischof zu leistenden ordentlichen und außerordentlichen Abgaben (Prokuration und Subsidium charitativum) sowie für das Hufengeld der neuen Lande.
- Zusätzlich gab es auch sedes- oder probstei-übergreifende Patronatsverhältnisse, und die Ordensländereien waren ebenfalls zum großen Teil bistumsunabhängig.
Quellen und Literatur:
- Das Hohe Mittelalter. In: dtv-Atlas zur Weltgeschichte. Karten und chronologischer Abriß. Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution. H. Kinder und W. Hilgemann (Hrsg.). Band 1, 30. Auflage. Dtv, München, 1996, 142-179
- Die Zeit der späten Staufer. Hartmut Boockmann. In: Stauferzeit und spätes Mittelalter – Deutschland 1125-117. Siedler, Berlin, 1994, 151-178
- Von der Mitte des 13. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Hartmut Boockmann. In: Stauferzeit und spätes Mittelalter – Deutschland 1125-117. Siedler, Berlin, 1994, 179-226
- Der Glanz der Fürsten und der Staaten. Jacques Le Goff. In: Weltgeschichte. Band 11: das Hochmittelalter. Weltbild, Augsburg, 1998, 220-239
- Bilder der Jahrhunderte. Otto Zierer. Band 11: Zeit und Ewigkeit – 1200 bis 1200 n. Chr. Bertelsmann Lesering, Lux Verlag, Murnau
- Preußische Geschichte. Band 1: Geschichte der Mark Brandenburg im Mittelalter. Hermann Brosien. Freytag, Leipzig, 1887
- Bürger, Bauer, Edelmann – Berlin im Mittelalter. Ausstellungskatalog. Museum für Vor- und Frühgeschichte, Berlin. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1987
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